„Ausländischer Kollege – wird schon klappen?!“, so haben wir unsere erste Fortbildungsreihe benannt. Der Titel ist bewusst provokativ, denn er hat, für uns, einen ernsten Hintergrund.
Immer wieder haben wir mit ausländischen Fachkräften zu tun, die uns in Lehrgängen erzählen, wie mit Ihnen umgegangen wird. Aussagen wie „was hast du denn in deinem Land gelernt, du kannst ja gar nichts“ oder „deine Arbeitskraft zählt, Integration ist nicht notwendig“ bekommen wir leider häufiger zu hören.
Wir möchten an dieser Stelle klarstellen, dass wir das nicht despektierlich gegenüber Einrichtungen oder Pflegefachkräften meinen. Wir sehen unsere Vision in der Aufklärung, dass wir ohne unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen unsere Patienten/Bewohner/Klienten nicht versorgen könnten. Wir sind auf ausländische Fachkräfte angewiesen.
Meinen Sie, dass ausländische Kolleginnen und Kollegen gar nichts können?
Dieser Aussage stimmen wir in keinster Weise zu. In vielen Themenbereichen sind uns ausländische Kollegen weit überlegen. Als Beispiel sei hier der medizinische Background genannt. Ausländische Kolleginnen und Kollegen haben, aufgrund ihrer Lernerfahrungen und ihrer Ausbildung ein umfangreicheres medizinisches (anatomisches/physiologisches) Fachwissen. Jedoch zeigen ausländische Kolleginnen und Kollegen häufig größere Defizite in grundpflegerischen Tätigkeiten oder der Durchführung von Prophylaxen. Dies liegt daran, dass dies, in ihrem Heimatland, nicht zu ihrem Aufgaben- und Kompetenzprofil gehört. Diese Tätigkeiten werden häufig durch Angehörige oder Hilfskräfte übernommen.
Ausländische Kolleginnen und Kollegen kann doch jeder anleiten!
Auch dieser Aussage können wir nicht zustimmen. (interkulturelle) Anleitungssituationen benötigen ein ganz besonderes Anleitungsgeschick der Praxisanleiterin bzw. des Praxisanleiters. Es gilt nämlich nicht nur die interkulturellen Unterschiede zu berücksichtigen, sondern auch das bereits vorhandene Pflegeverständnis nicht in Frage zu stellen. Das vorhandene Pflegeverständnis sollte dahingehend transformiert werden, dass es sich dem deutschen Pflegeverständnis angleicht. Dieser ist, aus unserer Sicht, jedoch nur möglich, wenn die Praxisanleiterin/der Praxisanleiter sich mit den Lernbiografien, den sozialen und kulturellen Hintergründen sowie dem Pflegeverständnis der ausländischen Kollegin bzw. des ausländischen Kollegen ausreichend aus einander gesetzt hat.
Ausländische Kolleginnen und Kollegen müssen sich doch anpassen!
Ja und Nein. Integration ist keine Einbahnstraße.
Ja ausländische Kolleginnen und Kollegen sollten sich an die Gegebenheiten in Deutschland anpassen. Sie sollten die Sprache, die unbekannten Tätigkeiten erlernen und die Gepflogenheiten akzeptieren. Sie sollten jedoch auch herzlich begrüßt, sozialen und familiären Hintergründe erfragt werden und auch wir sollten ihre Kultur und Gepflogenheiten akzeptieren. Integration bedarf Offenheit und Flexibilität von beiden Seiten. Strukturen sollten transformiert werden, damit ein gegenseitiges Lernen ermöglicht wird. Nicht nur die ausländische Kollegin bzw. der ausländische Kollege muss mit vielen neuen Eindrücken, klimatischen und kulturellen Veränderungen klarkommen. Wir müssen uns öffnen und versuchen zu verstehen, was diese Menschen antreibt ihr Heimatland, ihre Familien (teilweise kleine Kinder) und ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Ein wenig Verständnis für die Situation des Anderen können wir durch einen Perspektivwechsel erreichen.
Wir haben den aller höchsten Respekt vor ausländischen Fachkräften und ihren Kompetenzen. Wir sehen sie als Bereicherung in vielen Pflegeteams an. Wenn auch Sie sich dem Thema öffnen möchten, schauen Sie auf unserer Website vorbei.
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