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31.03.2021 am Mittwochabend um 20:15 Uhr: Normalerweise stehen Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf nach dem gewonnenen Spiel „Joko & Klaas gegen ProSieben“ 15 Minuten Sendezeit zu, die sie frei gestalten dürfen. „Dieses Mal war jedoch alles anders“ dachten sich auch die Zuschauer, als nach einer Viertelstunde noch lange nicht Schluss war. Was folgte war eine siebenstündige, werbefreie, unzensierte Wahrheit, welchen Belastungen Pflegekräfte im Laufe einer einzigen Schicht ausgesetzt sind.
Der Inhalt dieser Sendezeit ging auch im Netz unter dem Hashtag #nichtSelbstverständlich viral und schrieb Geschichte. Durchschnittlich 730.000 Menschen verfolgten die Echtzeit-Doku und rund 5,84 Millionen schauten zumindest kurz einmal rein.
Die wenigen Fernsehzuschauer, die wirklich die gesamten 7 Stunden am Stück, ohne Pause und ohne Toilettengang ihren Platz vor dem TV halten konnten, bekamen damit einen Eindruck, wie es sich anfühlen muss, als Pflegekraft tätig zu sein. Wobei wir ehrlicherweise davon ausgehen, dass es kaum einer der ZuschauerInnen wirklich die gesamte Sendezeit ohne Pause auf der Couch ausgehalten haben wird…
Die ZuschauerInnen haben eine gesamte Frühschicht der Pflegekraft Meike Ista begleitet, welche im Knochenmark- und Transplantationszentrum der Uniklinik Münster arbeitet. Meike Ista kümmert sich auf Ihrer Station um Schwer- und Todkranke. Für Ihre Schicht im März hatte Sie sich eine Kamera umgehängt und lies die ZuschauerInnen an jedem Handgriff, jeder Konversation und jeder Herausforderung während der siebenstündigen Schicht teilhaben.
„Man fühlt sich, als wäre man live dabei“.
In der Reportage äußert Sie den Wunsch, dass der Beruf mehr Anerkennung bekommen sollte, da Pflegekräfte eine wichtige Arbeit ausführen.
Das Schöne an der Reportage: Es kommt nicht nur eine Pflegekraft zu Wort, sondern Joko und Klaas haben während der Dreharbeiten mehrere Pflegekräfte interviewt, die von ihrem harten Arbeitsalltag in den verschiedenen Einrichtungen berichten und eingeblendet wurden. “Die Krise der deutschen Pflege hat sich durch die Corona-Pandemie jetzt noch einmal erheblich verschärft und wird sich weiter verschärfen”, erklärte demnach Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Probleme, die von mehreren Pflegekräfte angesprochen werden, sind die kontinuierlich steigende Arbeitsbelastung.
Traten bereits vor Corona schon viele Pflegekräfte aufgrund Überlastung aus dem Beruf aus, wird sich diese Entwicklung durch die derzeitige Zusatzbelastung weiter zuspitzen. Nur „wer pflegt, wenn es nicht mehr genügend Pflegekräfte gibt?“. Auf diese Frage ist die Politik bisher jede Antwort schuldig geblieben.
#nichtSelbstverständlich – Pflege ist ein Thema, was uns alle betrifft
Unter dem Hashtag #nichtSelbstverständlich wurde und wird in den sozialen Netzwerken wie Twitter, Instagram und Co. weiterhin angeregt zu diesem politisch geladenen Thema diskutiert und gepostet. Der gemeinsame Tenor ist dabei klar ersichtlich: Es herrscht Unmut über die Situation in der Pflege mit der gleichzeitigen Hoffnung, dass PolitikerInnen dieser 7 Stunden TV-Marathon zum Umdenken bewegt, denn seit Jahrzehnten versäumen es Politik und Gesellschaft, eine faire Bezahlung und entsprechende Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte zu organisieren. Nach der Ausstrahlung meldete sich sowohl unser Gesundheitsminister Jens Spahn als auch unser Finanzminister Olaf Scholz zu Wort.
“Es ist gut, dass die Pflege jetzt in der Primetime läuft”, so Spahn. Die Dokumentation habe “sehr eindrucksvoll” gezeigt, was Pflegerinnen und Pfleger täglich leisten. “Sie verdienen unseren Respekt”, so Spahn. Wichtig seien “eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen auf Dauer”, sagte der CDU-Politiker und versprach, sich dafür einzusetzen. “Das haben wir schon vor der Pandemie begonnen, das wollen wir nach und in der Pandemie auch fortsetzen.” Er kündigte Gespräche mit den Pflegeverbänden darüber an, wie die Arbeitsbedingungen verbessert werden könnten.
“Danke Joko und Klaas für diese Sendung! Und – man kann es nicht oft genug sagen – Danke an alle Pflegerinnen und Pfleger!”, twitterte Scholz. Ernstgemeinte Versprechungen und ein unbedingter Wille etwas zu ändern klingen anders. Dies merkten auch einige Nutzer in Twitter unter dem Tweet von Olaf Scholz an. Der auch in der Sendung vorkommende Krankenpfleger Alexander Jorde twitterte: “Ich will keine Worte mehr, ich will Taten. Die SPD ist Teil der Bundesregierung. Du bist Vizekanzler, Olaf Scholz. Worauf warten wir? Wann, wenn nicht jetzt? Hört auf zu reden. Handelt! Wir haben keine Zeit mehr.”
Solange sich die Politik hinter Versprechungen versteckt, bleibt es an der Pflege selbst, sich für ihre eigenen Interessen stark zu machen. Unsere KollegenInnen Kai Dippe, Hanna Gerber und Christoph Diefenthal von mentor-App haben sich kurzerhand dazu entschlossen 100 Coaching Stunden im Wert von 10.000€ für Pflegekräfte und Mediziner zu spenden, um diese bestmöglich zu stärken.
Was ist Ihre Reaktion auf die Sendung von Joko&Klaas? Uns interessiert Ihre Meinung und Ihre Sichtweise dazu!
Kennen Sie Unternehmen, die ebenfalls versuchen die Pflege innovativ zu unterstützen? Wir freuen uns auf jeden Kommentar.
Ihr Vision2HealthProfession Team
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